Nach gut einem Jahrzehnt im Mittelfeld der Westfalenliga 2 kämpft der FC Iserlohn plötzlich um den Aufstieg. Und das, obwohl der Klassenerhalt das Saisonziel war. Ach ja, außerdem musste zwischenzeitlich der Trainer ersetzt werden, da dieser dem Lockruf der Regionalliga West folgte.
Was also ist das Erfolgsrezept des FC Iserlohn? „Das Kollektiv“, antwortet Dennis Niggemann ohne zu zögern im Gespräch mit RevierSport und erklärt: „Wir hatten anders als sonst keinen Umbruch, haben es geschafft, den Kern des Vorjahrs zu halten und uns punktuell zu verstärken. Die Saison ist sehr solide, weil wir qualitativ sehr gut sind.“
Kontinuität auf dem Platz trotz eines plötzlichen Wechsels auf der Bank. Es war kurz vor der Jahreswende, als es Maximilian Borchmann zu Türkspor Dortmund zog und der bisherige Co-Trainer Niggemann ihn beerbte.
Mit zwei Siegen und einer Niederlage (gegen den Tabellendritten Wacker Obercastrop) setzte er den Trend seines Vorgängers nahtlos fort. Aktuell belegt der FC Iserlohn den zweiten Platz. Die Umstellung fiel Niggemann nicht sonderlich schwer. „Beim ersten Spiel war ich noch etwas nervös, das ist aber verflogen. Die Mannschaft kannte mich.“ Auch große Veränderungen gab es nicht. Wieso auch? „Die Hinrunde gab uns ja recht, da wäre ich dämlich gewesen, etwas zu ändern“, sagt der 35-Jährige.
Ohnehin teilen er und sein Vorgänger nach sechs Jahren gemeinsamer Arbeit die gleichen Ansichten. Dennoch hat Niggemann seine eigene Note reingebracht. „Ich würde lediglich sagen, dass Max etwas taktischer ist, auch während des Spiels. Ich bin impulsiver, versuche mehr zu motivieren, um dadurch das letzte Bisschen im Lauf und im Zweikampf herauszuholen.“
Aus Maurice Castel Branco etwa, der laut Niggemann eine „Riesen Saison“ spielt, „obwohl er letzte Saison Probleme hatte. Er hat für mich die größte Steigerung hingelegt.“ Oder Edin Grosonja, mit zehn Toren der Toptorjäger – „so etwas hatten wir letztes Saison nicht.“
Aber am ehesten möchte Niggemann immer wieder das Kollektiv hervorheben. „Das gibt es nicht oft. Das sagen viele andere, aber was ich hier erlebe, ist bemerkenswert“, gerät der Trainer ins schwärmen und verteilt ein Sonderlob an seine Mannschaft: „Wie sie tickt, wie sie arbeitet im Training. Wir sind meistens über 20 Mann und das, obwohl viele dabei sind, die wenig gespielt haben. Jeder gönnt jedem alles, alle ziehen leidenschaftlich mit. Ich finde, man muss der Mannschaft ein Riesen Kompliment machen. Das ist weniger mein Verdienst als das der Jungs.“
Zusammen haben sie in 19 Spielen 35 Punkte gesammelt, vier weniger als Spitzenreiter TSG Sprockhövel. Ein direktes Duell steht noch aus. Träumt Niggemann vom Aufstieg?
„Vor der Saison haben wir davon gesprochen, drin zu bleiben, das sollte erreicht sein“, sagt er mit einem Lachen. Aber Spaß bei Seite: „Ich habe im Winter gesagt, dass ich keine Druck aufbauen will. Wir sind im Schnitt erst 21 Jahre alt. Ein Aufstieg wäre krass und meiner Meinung nach sind wir qualitativ auch dazu in der Lage. Aber ich sehe uns nicht als den Favoriten.“